
Das Projektseminar Praxisfelder der Beratung öffnet ein praxisnahes, zugleich theoretisch fundiertes und analytisch informiertes Fenster in gegenwärtige Herausforderungen und Möglichkeitsräume kultureller Beratung. Es fokussiert die Schnittstellen von Kultur, Organisation, Gesellschaft und Psyche und geht der Frage nach, wie Beratung in kulturellen Feldern überhaupt gedacht, gestaltet und wirksam werden kann. Beratungsprozesse im Kontext von Kunst, Kultur, Bildung oder politischer Szene-Arbeit sind selten eindeutig strukturiert. Sie bewegen sich in Spannungsfeldern zwischen institutionellen Erwartungen, ästhetischen Programmatiken, ökonomischen Zwängen und gesellschaftlichen Konflikten. Gleichzeitig agieren viele der Akteur*innen in hochaffektiven Umgebungen, in denen kollektive Phantasmen, politische Zuschreibungen, emotionale Dynamiken und kulturelle Selbstverständnisse eine zentrale Rolle spielen. Genau hier setzt das Seminar an: Es will sensibilisieren für jene komplexen symbolischen, organisationalen und affektiven Ordnungen, die in kulturellen Beratungssettings wirksam sind und dafür ein analytisches Repertoire vermitteln, um diese zu verstehen und mitzugestalten. Im Zentrum steht die gemeinsame Erkundung realer Praxisfelder in Berlin: von Clubs über Museen und kulturpolitische Diskursarenen bis hin zu kreativen Modellen sozialer Absicherung für Kulturschaffende. In Exkursionen und Gesprächen mit Praktiker*innen erhalten die Studierenden einen direkten Einblick in kulturbezogene Arbeitskontexte. Diese Begegnungen dienen nicht nur dem „Blick hinter die Kulissen“, sondern auch als Anlass zur Reflexion: Welche impliziten Beratungsmodelle begegnen uns in der Praxis? Welche Fragen, Spannungen und Widersprüche zeigen sich? Und welche Rolle spielt dabei das eigene Zuhören, Fragen, Beobachten und Deuten?